Hohe Verunsicherung auf dem Immobilienmarkt. Niedrigzinsstrategie der EZB hat sich verabschiedet.
Was gestern noch war – ist heute nicht mehr. Der seit 2011 anhaltende Niedrigzins von 0% und der damit verbundene Immobilienboom haben ein Ende. Die Europäische Zentralbank hat ihren Leitzins im Juli 2022 auf 0,25% erhöht. Was zunächst nach einer geringen Steigerung aussieht, hat große Auswirkungen auf die Finanzierung von Immobilien. So kletterten die Zinsen bei einer Baufinanzierung eben von 0,5% in Richtung 3% und mehr. Somit steigt die monatliche Belastung bei einer Standardfinanzierung für Käufer und Käuferinnen einmal schnell von 800 Euro auf 1.200 Euro. Hinzu kommen steigende Lebenshaltungskosten. Dies bringt so manchen Lebenstraum zum Platzen.
Sicherlich musste die Europäische Zentralbank irgendwann der hohen Inflation entgegenzuwirken. „Auch schnellere und größere Zinserhöhungen als bislang geplant sind denkbar, sollte sich der Preisauftrieb beschleunigen“, so eine Mitteilung der EZB von Juni 2022. Womit viele gerechnet haben, ist nun Realität. Nichtsdestotrotz stellt diese Entscheidung alle Kaufwilligen vor die große Herausforderung, eine Baufinanzierung über die kommenden Jahre zu stemmen.
Die Zinswende und steigende Lebenshaltungskosten sorgen auch bei Banken für Verunsicherung und geänderte Konditionen. Hohe Anforderungen an Eigenkapital sind die Folge. Auf Immobilienkäufer und Immobilienkäuferinnen kommen höhere Belastungen zu. Umdenken ist angesagt. Potenzielle Käufer und Käuferinnen müssen neue Wege finden.
Ein Weg ist, den Tilgungssatz zu senken. Dadurch werden die monatlichen Belastungen gesenkt. Jedoch verlängert sich damit die Laufzeit des Darlehens um mehrere Jahre. Deshalb sollte die anfängliche Tilgung nicht unter zwei bis drei Prozentpunkten liegen.
Der Beleihungswert einer Immobilie setzt sich aus den Anteilen Fremdkapital und Eigenkapital zusammen. An diesem Wert orientieren sich die Banken. Je mehr Eigenkapital in einer Immobilie steckt, um so günstiger wird der Zinssatz. Das heißt, ein vorab ausgezahltes Erbe oder ein privates Darlehen machen an dieser Stelle Sinn, um die Konditionen bei der Finanzierung zu verbessern.
Trotz prognostizierter abfallender Preise auf dem Immobilienmarkt sehen die Spezialisten für Baufinanzierungen keinen Verfall der Immobilienpreise. Auch wenn die Zinswende deutlich die Aktivitäten von Investoren reduziert, bleibt der Kauf einer Immobilie immer noch lukrativ.